Tauwasserausfall an der Innenscheibe

Sie kennen den Effekt: Beim Einschenken eines gekühlten Bieres in ein normales Glas kühlt sich die Umgebungsluft so stark ab, dass sie die in der Luft enthaltene Feuchtigkeit nicht mehr speichern kann. Das Glas beschlägt, es entsteht Tauwasser bzw. Kondensation.

In der kalten Jahreszeit sieht man hin und wieder ein Phänomen, das früher eher selten vorkam: Tauwasser an der Scheibenkante auf der Innenseite des Fensterglases. Wer gerade sein veraltetes Isolier- oder Einfachglas gegen modernes Wärmedämm- Isolierglas ausgewechselt hat, reagiert oft enttäuscht oder verärgert, wenn er an seinem neuen Glas diese Erscheinung bemerkt und empfindet sie als Mangel. Zu recht? Um diese Frage zu beantworten, muss man sich das Phänomen
einmal genauer anschauen.

Haben Sie Tauwasser an der Scheibenkante?

Damit Scheiben beschlagen, müssen zwei Voraussetzungen vorliegen:

- Die Scheiben müssen kälter sein als die umgebende Raumluft.
- Diese Luft muss mit Feuchtigkeit gesättigt sein.

 

Luft kann nur eine bestimmte Menge an Feuchtigkeit aufnehmen und zwar um so mehr, je wärmer sie ist. Trifft die gesättigte Luft nun auf die kalte Scheibe, kühlt sie ab und muss daher einen Teil der enthaltenen Feuchtigkeit an der Oberfläche abgeben. Das Wasser kondensiert auf der Scheibe, die Scheibe beschlägt. Die kälteste Stelle an der Glasscheibe ist die Scheibenkante, die Stelle an der die Innenscheibe und die Außenscheibe mit einem Aluminiumrahmen verbunden sind. Besonders tritt Tauwasser an der Scheibenkante in Schlafzimmern, Kinderzimmern und im Bad auf. In diesen Räumen ist die relative Luftfeuchtigkeit in der Regel am höchsten.

 

Vor allem Nachts wird in den Schlafräumen Feuchtigkeit durch die schlafenden Personen abgegeben. Meist zwischen 1 und 3 Liter pro Person.

Machen wir dazu einfach eine kleine Rechnung: Ein Schlafzimmer hat 16 qm Bodenfläche und 2,30 m Raumhöhe. Der Rauminhalt beträgt 36,80 cbm. Bei 20 °C Raumtemperatur kann die Luft maximal 17,3 Gramm Wasser/cbm speichern. Da im Schlafzimmer meist keine 20°C Raumtemperatur, sondern oft nur um die 10°C sind, kann man bei 10°C nur noch mit 8,65 Gramm Wasser/cbm rechnen. Der oben beschriebene Raum kann demnach bei 36,80 cbm, insgesamt 318,32 Gramm Wasser speichern.

Was passiert aber, wenn 2 Personen im Schlafzimmer nächtigen und jede Person 1000 Gramm Wasser (1 Liter) in der Nacht ausschwitzt? Einen Teil der überschüssigen Feuchtigkeit können Wände und Möbel speichern, der Rest drängt zur kältesten Stelle des Raumes, der Scheibenkante des Fensters und kondensiert dort aus.

 

Früher war das kein Problem

Durch die alten Fenster ohne Dichtungen konnte genügend Luft ausgetauscht werden. Die neuen Fenster sind jedoch über die entsprechenden Dichtungsanordnungen und Geometrien sehr dicht und das soll aus Wärmeschutzgründen auch so sein. Wer will denn schon unkontrolliert Wärme nach draußen verlieren. Sie können ganz beruhigt sein. Ihr Fensterhersteller hat dieses Naturgesetz berechnet und die Fenster so konstruiert, dass Tauwasser keinen Schaden am Fenster hinterlässt.

Völlig tauwasserfreie Fenster sind mit derzeit üblichen Fensterkonstruktionen nicht zu erreichen.

Dieser Sachverhalt findet sich auch in den anerkannten Regeln der Technik wieder. In der DIN 4108-2: 2003-07 ist unter Abschnitt 6.2 formuliert: „Die Tauwasserbildung ist vorübergehend und in kleinen Mengen an Fenstern sowie Pfosten-Riegel-Fassaden zulässig, falls die Oberfläche die Feuchtigkeit nicht absorbiert und entsprechende Vorkehrungen zur Vermeidung eines Kontaktes mit angrenzenden empfindlichen Materialien getroffen werden." Etwas anschaulicher ausgedrückt darf Tauwasser im Bereich der Glasleisten entstehen, jedoch nicht in solchen Mengen, dass sich auf Dauer Schäden einstellen könnten".

Tipp:

Lüften Sie gezielt nach und vor dem Schlafengehen, um so überschüssige Feuchtigkeit aus dem Raum zu führen. Lassen Sie die Schlafzimmertür nachts geschlossen , sonst drängt noch mehr feuchte Luft aus den beheizten Räumen in das kalte Schlafzimmer und kondensiert dort. Lüften Sie in der kalten Jahreszeit nur so lange, bis der Beschlag an der Außenseite des geöffneten Fensters, während des Lüftens, wieder verschwunden ist.